Info zur Salzglasur des Piratenbembels:

Die Salzglasur ist ein spezielle Technik, die beim Brand der traditionellen blau-grauen Steinzeugtöpfe eingesetzt wird, die jahrhundertelang in fast jedem Haushalt zu finden waren. Weil das salzglasierte Steinzeug wegen seiner Säurebestängigkeit für die Vorratswirtschaft unverzichtbar war, wurde es etwa seit dem 15. Jahrhundert auch zu einem begehrtes Handelsgut in ganz Mitteleuropa. Es brauchte jahrhundertelanger Entwicklung, um das Wissen um die richtige Tonerde und das Brennen für die Steinzeug-Gefäße zu erlangen. Für eine perfekte Salzglasur bedarf es besonderer Voraussetzungen: So wird in einem speziellen Ofen gebrannt, bei offener Flamme und sauerstoffreduzierter Ofenatmosphäre.

Bei der Salzglasur wird - völlig im Gegensatz zu anderen Glasurtechnken in der Keramikherstellung - keine Glasur aufgetragen, welche erst in einem weiteren Brand - dem Glasurbrand zum Schmelzen gebracht wird. Beim Glasurbrand wird Salz erst während des Brennvorgangs durch Luken in den Ofen gegeben.

Bei sehr hohen Temperaturen von etwa 1200°C bis 1320°C zerspringen die einrieselnden Salzkristalle infolge des mitgeführten Wassers explosionsartig. Das Wasser verursacht jedoch nicht nur eine Zerkleinerung des Salzes, es ist auch für die chemischen Umsetzungen erforderlich: So entstehen Natrondämpfe, die sich schlagartig auf den Gefäßen niederlassen und die sich mit dem im Ton vorhandenem Quarz (Siliziumdioxid) zu einem Natron-Aluminium-Silikat, eben der Salzglasur, sinterartig verbinden.

Der richtige Moment für die Zugabe von Salz während des Brennvorgangs hat entscheidenden Einfluß auf die Glanzbildung. So variiert die Oberfläche bei jedem Stück und zeigt sich von ganz unterschiedlichem Charakter: Mal ist die Glasur feinperlig, mal Orangenhaut-artig, mal etwas narbiger. Auch der Farbton kann mit feinem Farbenspiel variieren. Kaum ein Stück gleicht dem anderen.

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Doch allen Bembeln und anderen blaugrauen Steinzeugtöpfen ist gemeinsam, daß sie sich für die Aufbewahrung der verschiedensten Speisen und Getränke vorzüglich eignen: Sie sind extrem säurefest. So werden die Bembel seit Jahrhunderten in den Frankfurter Apfelweingaststätten zum Ausschank des sehr beliebten, leicht sauren Apfelweins benutzt. Viele Haushalte verwendeten salzglasierte Töpfe und Krüge noch heute für milchsäure-vergorene Gourmet-Spezialitäten, bei deren Herstellung es in hohem Maße auf bakteriologische Sauberkeit ankommt: zum Beispiel für Saure Bohnen, für milchsaures Gemüseallerlei und Gemüsesäfte und das weltbekannte Sauerkraut.

Bei industriellen Produktionen sind die salzglasierten Steinzeuggefäße längst durch Edelstahltanks und solche aus Kunststoff ersetzt - doch wer mag denn einen leckeren Apfelwein schon aus einer Edelstahlkanne oder aus einem Plastikkrug serviert bekommen? "So einer gehört doch erschlagen" - wie man in Hessen zu sagen pflegt. Also Vorsicht - die Tradition lebt!